von wem?
Carlos Ruiz Zafón
wann?
2001 (spanische Originalversion),
2003 (deutsche Übersetzung)
worüber?
Der junge Daniel Sempere aus Barcelona wird von seinem Vater, einem Buchhändler, zu einer verborgenen Bibliothek, dem „Friedhof der Vergessenen Bücher“ geführt. Er darf sich ein Buch heraussuchen und wählt den Roman Der Schatten des Windes des unbekannten Autors Julián Carax. Zafóns gleichnamiger Roman erzählt vom Leben seines Autors, von der Entstehung seines Romans und von der Suche Daniels nach der Lösung der Rätsel.
Von dem Buchhändler Gustavo Barceló erfährt Daniel, dass alle Exemplare des Buches bis auf dieses eine verbrannt worden seien. Daniel lernt Barcelós blinde Nichte Clara kennen, in die er sich verliebt und der er das Buch schenkt. Bald darauf wird er von einem merkwürdigen, vermummten Fremden nach dem Buch gefragt. Daraufhin will Daniel das Buch von Clara zurückholen, ertappt sie aber nackt mit ihrem Klavierlehrer, der den Jungen verprügelt und aus dem Haus wirft.
Vor dem Haus trifft er auf Fermín Romero de Torres, ein - wie man später erfährt - ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter, der auf der Straße lebt. Dieser ist überraschend gebildet und wird von Daniels Vater in der Buchhandlung beschäftigt, um seltene Bücher aufzuspüren. Außerdem wird er Daniels Freund und hilft ihm bei seinen Nachforschungen über den Autor Julián Carax. Dabei zeigt sich, dass Fermín von Francisco Fumero, einem opportunistischen und brutalen Polizeiinspektor gesucht wird, der in der Zeit des Bürgerkriegs auch Clara Barcelós Vater ermordet hat.
Einige Jahre später, 1954, sieht Daniel Beatriz wieder, die Schwester seines besten Freundes Tomás Aguilar. Trotz ihrer Verlobung mit einem Leutnant treffen und verlieben sie sich. Beatriz unterstützt ihn mit Details aus Julián Carax' Leben und beide finden schließlich in der verlassenen Villa der ehemaligen Industriellenfamilie Aldaya die Gruft mit dem Grab von Julián Carax jugendlicher Geliebter Penélope Aldaya und ihrem gemeinsamen totgeborenen Kind David. Penélope war Jahrzehnte zuvor nach der Geburt ihres Sohnes verblutet, weil ihr Vater sie zur Verheimlichung des mehrfachen Skandals nicht ärztlich versorgen ließ: denn Penélope war erst siebzehn Jahre alt, nicht verheiratet und die Halbschwester ihres Geliebten!
Juliáns Mutter, Sophie Carax, war mit neunzehn aus Paris nach Barcelona gekommen. Nach langem Werben heiratete sie den Hutmacher Antoni Fortuny. Kurz nach der Eheschließung wurde Sophie schwanger von Don Ricardo Aldaya, der sich später um seinen unehelichen Sohn Julián kümmert und ihm einen Platz in der renommierten San-Gabriel-Schule bezahlt. Dort befreundet sich Julián mit Jorge Aldaya und lernt Penélope kennen, Jorges Schwester - und seine Halbschwester. Penélope und Julián fühlen sich füreinander bestimmt und verlieben sich - vom Hass des Javier Fumero verfolgt, der als Sohn des Hausmeisters von den privilegierten und elitären Schülern der San-Gabriel-Schule gehänselt und verprügelt wird, mit Ausnahme einer Gruppe von Schülern um Julián Carax, die sich das Klassenbewusstsein jener Zeit nicht zu eigen machten und Javier Fumero freundschaftlich akzeptierten.
Die Liebe zwischen Julián und Penélope wird von ihrer Mutter entdeckt und die geplante Flucht nach Paris dadurch vereitelt, dass Penélope von ihrem tobenden Vater in ihr Zimmer eingesperrt und dem Vergessen überlassen wird. Julián flieht allein und erfährt erst viel später, dass sie nicht freiwillig zurückblieb und dass sie ein gemeinsames Kind hatten. In Paris beginnt Julián Carax Romane zu schreiben, die veröffentlicht werden, obwohl sie sich immer wieder als Ladenhüter herausstellen: Die Druckkosten bezahlt heimlich Miquel Moliner, ein Freund und reicher Erbe aus der gemeinsamen Schulzeit. Ende 1935 wird so auch der Roman Der Schatten des Windes veröffentlicht.
Jorge Aldaya, Penélopes Bruder, plant Jahre nach ihrem Tod zusammen mit ihrem gemeinsamen Klassenkameraden und heimlichen Verehrer Penélopes, späteren Killer und inzwischen einflussreichen Polizeioffizier Javier Fumero die Ermordung Juliáns in einem Duell. Aber Jorge stirbt durch seine eigene von Fumero manipulierte Pistole und Julián, in der Hoffnung Penélope wiederzusehen, reist nach Barcelona, wo er bereits von Fumero erwartet wird.
Julián trifft in Barcelona seinen schwer erkrankten Freund Miquel Moliner wieder, der von Fumeros Agenten an Juliáns Stelle erschossen wird. Auf der Spur der Aldayas findet Julián die Gräber von Penélope und David in dem seit Jahren verlassenen Anwesen ihrer Familie: Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Geliebten und ihres Kindes und beschließt, seine Existenz und ihre literarischen Spuren auszulöschen. Er steckt das Bücherlager seines Verlages in Brand, doch sein versuchter Selbstmord misslingt und er überlebt mit schwersten Verletzungen. Nach einer langen Phase der Erholung beginnt er unter dem Namen "Laín Coubert", einer Figur aus seinem Roman Der Schatten des Windes, seine Romane zu verbrennen, wo er ihrer habhaft werden kann. Die ihn pflegende Verlagsmitarbeiterin Nuria Montfort durchkreuzt seine Selbstauslöschung, indem sie ein Exemplar jedes Romans im Friedhof der Vergessenen Bücher versteckt - eines davon entdeckt Daniel dann Jahre später.
Auch die Liebe zwischen Daniel und Beatriz wird wie die zwischen Julián und Penélope entdeckt. Beatriz flieht aus dem Elternhaus und versteckt sich in der inzwischen schon lange verlassenen und leerstehenden Villa der Aldayas, wo sie auf Julián Carax trifft. Daniel, der Beatriz in der Aldaya-Villa sucht, führt damit unabsichtlich auch Inspektor Fumero zu Julián Carax. Fumero will Julián erschießen, aber durch Daniels Hilfe und das zögerliche Eingreifen eines der Mitarbeiter von Fumero wird schließlich dieser selbst getötet.
Daniel überlebt trotz der schweren Schussverletzung und heiratet schließlich Beatriz. Sie bekommen einen Sohn, den sie Julián nennen. Zehn Jahre später erhält Daniel ein ihm und Beatriz gewidmetes Manuskript - Julián Carax hat wieder angefangen zu schreiben und Barceló, der Buchhändler, gründet einen Verlag, der die Werke von Carax herausgeben will - Anfänge neuer Geschichten.
(Wikipedia)
Überbewertet.
Gott und die Welt schwärmt von diesem Roman. Ja, er lässt sich schnell, gut und bequem lesen, ist spannend und interessant geschrieben. Aber was macht das Buch so herausragend, dass mir fremde Leute vertraut zulächeln, mir aufmunternd auf die Schulter klopfen oder voller Begeisterung freudig ausrufen "Das habe ich auch gelesen. Ist es nicht wunderbar!?"
Besonders gefallen hat mir die detaillierte Beschreibung der wohl schönsten Stadt dieses Planeten. Barcelona. Was den Nicht-Kenner verwirren mag, ruft in mir schöne Erinnerungen wach. Nostalgie überkommt mich, wenn ich Namen von Straßen, Plätzen und Vierteln der Metropole am Mittelmeer lese.
Der Schatten des Windes ist eine locker-leicht erzählte Geschichte, die fesselt. Ich selbst habe mir von dem Buch wohl zu viel versprochen, sodass mir beim Lesen die Herausforderung fehlte, da weder Sprache noch Hintergrundinformationnen herausragend waren.
Das Buch ist wie eine Nutte auf den Ramblas. Eine noch junge und schöne Prostituierte, die man einfach sympathisch finden muss... Unkompliziert und geschmeidig, unterhaltsam, nett und bequem.
Oder wie der Schatten des Windes. Nicht der Wind selbst, den man spürt, der bewegt. Sondern lediglich der danach folgende, dünne Schatten.
Tipp: "Mit Carlos Ruiz Zafon durch Barcelona. Ein Reiseführer" von Sabine Burger und Alexander Schwarz.