Montag, 24. März 2008

Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen

"Jeder Einzelne, so ist es nun mal, berührt das Leben eines anderen, und jeder andere das des Nächsten - die Welt ist voller Geschichten, und diese Geschichten sind eins."



von wem?
Mitch Albom

wann?
2004 (deutsche Ausgabe)



Ausgerechnet an seinem 83. Geburtstag stirbt Eddie und kommt in dem Himmel. Dort trifft jeder Mensch nach seinem Ableben auf fünf Menschen, die sein Leben beeinflusst haben. Diese sollen dem Verstorbenen helfen das Leben und seinen Sinn zu verstehen.

In Eddies Fall ist das eine schwere Aufgabe, denn er sieht sein Leben als vergeudet an hat er doch nichts Großes erreicht. Erst durch die Unterhaltung mit den fünf Menschen lernt Eddie, sich mit seinem Schicksal zu versöhnen.

Eddi lernt von jedem einzelnen seiner Begleiter eine wichtige Lektion, die seine Sicht auf die Welt und sein Leben verändert.



Auszug aus "Das Ende"


Noch zwölf Minuten zu leben.»Tschuldigung.«Ein kleines Mädchen, vielleicht acht Jahre alt, stand vor ihm und nahm ihm die Sonne weg. Sie hatte blonde Locken und trug Flip Flops, abgeschnittene Jeans und ein limonengrünes T-Shirt mit einer Comic-Ente vorn drauf. Amy, so hieß sie wohl. Amy oder Annie. Sie war häufig hier in diesem Sommer; allerdings sah Eddie nie eine Mutter oder einen Vater.»Tschuldigung«, sagte sie noch mal. »Eddie Wartung?«Eddie seufzte. »Nur Eddie«, sagte er.»Eddie?«»Mh?«»Kannst du mir...«Sie legte die Hände zusammen, als würde sie beten.»Komm, Kleine, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.« »Kannst du mir ein Tier machen? Bitte?«Eddie schaute nach oben, als müsse er darüber nachdenken. Dann griff er in seine Brusttasche und zog drei gelbe Pfeifenreiniger heraus. Denn genau dafür hatte er sie dabei.»Jaaa!«, rief das kleine Mädchen und klatschte in die Hände.Eddie begann die Pfeifenreiniger zu verbiegen. »Wo sind deine Eltern?«»Die fahren mit irgendwas.«»Ohne dich?«Das Mädchen zuckte die Achseln. »Mama ist mit ihrem Freund unterwegs.«Eddie verdrehte die Augen.Er bog die Pfeifenreiniger zu mehreren kleinen Schleifen, dann wand er die Schleifen umeinander. Seine Hände zitterten inzwischen, deshalb dauerte es länger als früher, aber bald bekamen die Pfeifenreiniger einen Kopf, Ohren, einen Bauch und einen Schwanz.»Ein Kaninchen?«, fragte das kleine Mädchen.Eddie zwinkerte.»Daaanke!«Sie sauste davon, vertieft in eine Welt, in der Kinder nicht einmal merken, dass ihre Füße sich bewegen. Eddie wischte sich noch mal über die Stirn, dann schloss er die Augen, sackte in den Strandstuhl und versuchte, den alten Song wieder in den Kopf zu bekommen.Kreischend flog eine Möwe über ihn hinweg.
Wie wählen Menschen ihre letzten Worte aus? Machen sie sich klar, welches Gewicht sie haben? Müssen sie unbedingt weise sein?Eddie war jetzt 83, und mittlerweile hatte er fast alle Menschen verloren, die ihm etwas bedeuteten. Manche waren jung gestorben, und manche hatten das Glück gehabt, alt zu werden, bevor eine Krankheit oder ein Unfall sie hinwegraffte. Bei den Beerdigungen hörte Eddie zu, wenn die Trauernden sich an das letzte Gespräch mit dem Verstorbenen erinnerten. »Als hätte er gewusst, dass er sterben muss...«, hieß es oft.Eddie glaubte nicht daran. Er sah die Sache folgendermaßen: Wenn die Zeit gekommen war, war sie eben gekommen, basta. Vielleicht sagte man zum Abschied etwas Kluges, aber genauso gut konnte es auch etwas Dummes sein.Nur der Vollständigkeit halber: Eddies letzte Worte sollten lauten: »Zurück!«





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