Mittwoch, 20. Februar 2008

Liebe Sünde

Das alte griechische Wort für Sünde bedeutete: „beim Bogenschießen die Sehne verlieren”. Der später gebräuchliche Ausdruch ist eine Verfehlung gegen die von der Gottheit verfügte Ordnung und die Störung des Verhältnisses zwischen Gott und Mensch. Sünde ist somit jegliches Abweichen vom göttlichen Gebot oder Bruch eines Tabu.


Das kann durchaus teuer werden: Wieviel kosten deine Sünden?
http://www.erbert.eu/suende/



"Jedes Wort, mit dem der Schreibende eine Wahrheit gewinnt, ist aus Zweifeln und Widersprüchen hervorgegangen." - Peter Weiss, Laokoon oder Über die Grenzen der Sprache

Freitag, 15. Februar 2008

Die Narzisse

Wie angenehm sie anzuschauen ist - ihr blondes Haar, die blauen Augen und die goldbraune Haut lösen beim Betrachter der jungen Dame - gleichwohl ob Mann oder Frau - verzückte Freunde aus. Das Mädchen, das sieht man, ist aus einem edleren Stoffe gemacht.


Wenn sie allein vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer steht, dann überkommt sie ein Gefühl der Glückseligkeit. Dann vergisst sie, dass sie damal, als sie noch ein Kind gewesen ist, in den See vor dem Gehöft ihrer Großeltern stürzte, weil sie sich beim Betrachten zu weit vornüber gebeugt hatte.



"Küsse gab (sie), wie oft! vergebens der trügenden Quelle,
tauchte die Arme, wie oft! den erschauten Hals zu umschlingen,
mitten hinein in die Flut und kann sich in dieser nicht greifen,
weiß nicht, was (sie) da schaut, doch was (sie) schaut, daran brennt (sie).

(Ovid)


Dann schenkt sie ihrem Spiegelbild ein zufriedenes Lächeln und haucht sich einen Kuss zu. In ihrem Zimmer, direkt neben dem Spiegel in einer schmalen, weißen Vase steht stets eine strahlend schöne Narzisse.



Eine unaufhaltsame Welle des dionysischen Genusses überflutet den, der sie blickt.


Frohe Ostern allen Lesern!